Orte der Liebe

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Heiligtümer dieser Welt

Heiligtum

Wege zum Sein

Im Heiligtum preisen wir alle Leiblichkeit, weil alles Leben ein körperliches Werden ist, in dem allein die Belebung der Welt besteht und die Teil an einem göttlichen Sein hat. Das Lebende selbst, also auch der Mensch, indes wird in jedem Augenblick seiner Existenz nur durch das Zusammenspiel der daran beteiligten einzelnen Glieder bewirkt. Hierzu formt sich die Energie des göttlichen Seins, das wir in personalisierter Form Göttin nennen, zur allgemeinen Lebenskraft. Das Göttliche aber spiegelt sich in der Schönheit allen Werdens, den Körpern, der Lust und Liebe und dem Glück. Zu ihm und dessen Sein findet der Mensch daher ausschließlich über seine Leiblichkeit zurück, durch ein leibliches Gebet, mit dem er in der Vereinigung mit anderen dem Göttlichen dient, indessen nicht im Geiste, noch weniger im Tod, wie in den Grundaussagen des Heiligtums der sieben Göttinnen niedergelegt.



Hinweis


Eine alphabetische Zusammenfassung der Grundaussagen des Heiligtums finden sich im

Lexikon zum Heiligtum der Sieben Göttinnen

sowie dem

Glossar zum Lexikon

Häufig gestellte Fragen / Frequent Asked Questions beantwortet im Unterblog Heiligtum der Sieben Göttinnen FQA die Virtuelle Priesterin Lea

Übersicht häufig gestellter Fragen / FAQ


Montag, 29. November 2010

Verantwortung trägt das Leben

Verantwortung ist die Kehrseite der Freiheit
Verantwortung ist ohne Freiheit nicht vorstellbar. Freiheit ist die Fähigkeit eines Menschen, seinen Willen frei und nicht durch Anderes oder Andere bestimmt fassen zu können. Gebunden sind die Entscheidung und der Willen jedoch durch die biologischen Rahmenbedingungen, auch die des Denkens und Fühlens, beflügelt wird sie indessen durch die Weite des Bewusstseins mit seinen Möglichkeiten sich selbst und alles Gedachte endlos zu spiegeln und dabei die Inhalte jeder Spiegelung durch die Fähigkeit des Menschen zur Verneinung zu variieren. In dieser hierdurch eröffneten Weite und Vielfalt wirkt indessen der Antrieb zum Leben, sich stets so zu verhalten, dass das eigene Leben befördert wird. Denn alles ist auf den Erhalt des eigenen Lebens ausgerichtet, was gemeinhin als Eigennutz verstanden wird. Dies ist eine natürliche Funktion des Lebens. Im Heiligtum glaubt man daran, dass die einst unbelebte Welt durch die Kraft der Göttin belebt wurde, die die göttliche Energie in Form ihrer Lust und Liebe zum Leben hin ausgerichtet hat. Der Mensch ist sich dank seines Bewusstseins seines hierdurch bewirkten Lebens bewusst und vermag so auch, das die Welt belebende Göttliche zu empfinden. Das Göttliche aber ist gerichtet auf das Leben, so dass der Mensch alles, was seinem Leben dient, auch zugleich als göttlichen Willen erkennen kann. Das Göttliche erkennt er als das Glück, nach dem zu streben, sich als seines Lebens Sinn erweist. Sein Streben wird begründet durch den Willen, der frei und selbst in bewusster Abkehr vom eigenen Leben gefasst werden kann, dies ist der Preis der Freiheit, wenn hierin auch zugleich eine Abkehr vom Göttlichen liegt. Doch die Göttin aber will vom Menschen geliebt werden und Lieben kann man nur freiwillig, alles andere wäre Reflex, Notwendigkeit oder Zwang. Dies muss man verstehen, um die Bedeutung der Verantwortung zu begreifen.

Verantwortung entspringt dem allgemeinen Leben
Der Mensch erkennt den göttlichen Ursprung seines Lebens nun aber gerade darin, dass dieses eigene Leben selbst Teil eines allgemeinen Lebens ist, in dessen Kette auch er steht und das weiterzugeben, er kraft seiner eigenen Sexualität und der Fähigkeit zum Gebären im Stande ist. Gerade hierin eröffnet sich ihm die die Welt belebende Kraft der Göttin. Diese Kraft ist mehr als sein Leben und ist doch nicht weniger unmittelbare Realität als das eigene Leben. Hierauf gründet alles Gesellschaftliche, das heißt in Bezug auf und zusammen mit Anderen, was der Mensch als Virtuelles zu bewirken im Stande ist. Dies aber bestimmt nicht weniger seine Freiheit, wie auch seinen eigenen Lebensdrang. Wenn nun der Mensch sein Leben bei seinen Entscheidungen bedenkt und es als Teil des Ganzen des allgemeinen Lebens versteht, dann identifiziert er das Ganze auch mit sich selbst und sieht in der Vereinigung zum Ganzen auch das Eigene. Das ist die Nahtstelle des Einzelnen zum allgemeinen Leben und damit auch zu den Anderen, mit denen er allein über Symbole, mithin in abstrakten Formen, nur kommunizieren kann, mit Ausnahme des Geschlechtsakts und alles, was im Zusammenhang damit die Natur in ihn schon hineingelegt hat. Was aber darüber hinausgeht, bedarf der Symbole und vor allem des Begrifflichen. Ein solcher Begriff ist die Verantwortung als ein Teil des Spiegels, in dem sich die Existenzen der Anderen reflektieren und es dem Einzelnen ermöglicht,  die Auswirkungen seines Verhaltens auf deren Belange zu bedenken. Dieses Bedenken kann aber nur ein Fühlen sein, die Verantwortung setzt dabei den Menschen in die Lage, dies so zu fühlen, wie er seine eigenen Bedürfnisse spürt. Das ist der identische Mechanismus, dem ebenso die Liebe wie auch die Gerechtigkeit entspringt. Nicht anders als die Gerechtigkeit, stellt die Verantwortung eine Empfindung dar, mit der der Einzelne die Belange anderer wie seine eigenen fühlt und so sein Verhalten hierauf einstellt. Diese Empfindung ist aber anders als sein eigener selbstnütziger Lebenstrieb nicht originär, sondern stellt sich infolge einer intellektuellen Übertragung ein, auf einer höheren Ebene der sich spiegelnden Spiegel der Bewusstseins. In den Ebenen darunter finden und fanden schon eine Vielzahl von Entscheidungen, Bewertungen und Abstraktionen statt, so dass Verantwortung insoweit weniger nah als die Liebe oder auch die Gerechtigkeit dem Zentrum des Menschen steht, als das man auch die Seele ansprechen kann.

Das Fremde in die Seele einzuladen
Verantwortung kann somit als die sich aus der Einsicht in die Zugehörigkeit zum allgemeinen Leben ergebende Verpflichtung umschrieben werden, die Auswirkungen seines aufgrund seines freien Willens beschlossenen Verhaltens auf die Anderen zu bedenken und sie in Abgleich mit den eigenen Belangen zu berücksichtigen. Nachdem jeder Mensch über einen freien Willen verfügt, können sie Gemeinsames nur bewirken, wenn ein jeder gemäß der Einsicht in seine Verantwortung handelt. In dieser Einsicht liegt aber als Teil des allgemeinen Lebens zugleich das Prinzip allen Werdens begründet, denn jedes Werden beruht darauf, dass sich die an diesem Prozess Beteiligten entsprechend der ihm zugrundliegenden Information verhalten, mithin jeder zu seiner Zusage steht, das zum Bewirken Erforderlich zu tun. Die Verlässlichkeit ist die Grundlage jeden Lebens und somit auch wesentliche Eigenschaft des allgemeinen Lebens und damit der Kraft der Göttin und ihrer Energie. Die Verlässlichkeit gibt der Energie die Richtung und gestaltet sie dadurch zur Kraft. Verantwortung geht aber noch über die Verlässlichkeit, das Versprochene oder in Aussicht Gestellte zu tun, hinaus, denn als Resultat eines ins Bewusstseins gespiegelten Anteils an der Welt beurteilt der Einzelne auch eigenständig, so als seien die Anderen die Seinen und seien die Seinen er selbst, wie er sich verhalten soll, um deren Belange zu bedenken, auch ohne dass dies im Wege vorhergehender Kommunikation festgelegt worden wäre. In dieser Eigenschaft liegt gerade das Besondere der Verantwortung. Insoweit implementiert der Einzelne die Verlässlichkeit bereits in seine eigene Seele, damit sie ihm bedeutet, wie er sich verhalten sollte, wenn man es zuvor abgesprochen hätte. Dies offenbart aber zugleich auch die große Gefahr, die von diesem Mechanismus für den Einzelnen ausgehen kann. Denn er lässt durch die Verantwortung das Fremde in die eigene Seele hinein, so, als wäre es sein Eigenes. Nicht selten bemächtigt sich das Fremde dabei seiner Seele und der Einzelne verliert sein Eigenes aus dem Auge und wird aus seinem Innersten heraus fremd bestimmt. Am Einfachsten begreift man das mit der Liebe: sie funktioniert nicht anders und führt zur Identifikation des Geliebten mit dem Selbst, ist das Geliebte dieses nicht wert, missbraucht das Geliebte dies gar, geht der Liebende zugrunde, wenn ihm nicht gelingt, die Identifikation zu lösen.

Verantwortung gibt kein Recht zu fordern
Das Fremde in sein Innerstes zu lassen, ist unvermeidbar und eine notwendige Folge der Teilhabe am allgemeinen Leben und damit auch der Kraft der Göttin. Die Gefahr missbraucht zu werden ist umso größer, je vorbehaltsloser die Verantwortung angenommen wird. Im Heiligtum glaubt man indessen, diese Gefahr umso mehr zu bannen, umso deutlicher wir im allgemeinen Leben das Wirken der Göttin sehen. Denn Teil dieses Wirkens ist ein jeder, der Verantwortung trägt und der hierauf angewiesen ist ebenso, und der, der Verantwortung verlangt, dann, wenn er selbst damit seine eigene Verantwortung wahrnimmt. Doch wer Verantwortung nur einfordert und dabei die seine gerade nicht selbst ausübt, sondern seine eigenen Ziele bei seinem Streben nach Glück verfolgt und andere zu einem von ihm selbst erwünschten Verhalten veranlasst, instrumentalisiert die Verantwortung. Denn es geht dabei nicht mehr um seine eigene Verantwortung. Hier liegt der Missbrauch so nahe, dass sich in der Gesellschaft für solche Forderungen bestimmte Formen des Rechts herausgebildet haben, die eine allgemeine Abwägung zur Erlangung einer allgemein verbindlichen Lösung für alle sicherstellen. Daher verhält es sich mit der Verantwortung wie mit der Gerechtigkeit und ebenso wie mit der Liebe, keiner von ihnen gibt ein Recht, von anderen Verantwortung, Gerechtigkeit oder Liebe zu fordern. Ein solches Recht muss im gesellschaftlichen Bereich verabredet, mithin beschlossen sein, ansonsten gilt nur der Wille der Göttin. Dieser aber lässt alle gleichermaßen von ihrer Kraft leben und keinem kommt ein Vorrang zu. Nichts aber schärft die Verantwortung als Pflicht gegen sich selbst mehr als das Erlebnis der göttlichen Gemeinsamkeit der Lust und Liebe beim leiblichen Gebet im Heiligtum in seinen Gottesdiensten, wenn alle sich zur heiligen Familie zusammenfinden.

Nur die Freiheit gebiert Verantwortung
Nicht in der Seele des Menschen als dem Ort des Göttlichen gründet die Selbstverantwortung. Verantwortung kann nur nach außen wirken, nicht in sich selbst hinein. Sich selbst ist der Mensch nur der Göttin gegenüber verpflichtet, was er durch seine Liebe und Treue ihr gegenüber erfüllt und dadurch, dass er dem Leben als ihren Willen folgt. Denn sein Leben ist nichts anderes als ihre Kraft. Wo die absolute Liebe herrscht, aber ist kein Raum für Verantwortung. Selbstverantwortung kann daher nur im übertragenden Sinne eine Bedeutung haben, indem das, was man aus der Sicht der Gesellschaft von den Einzelnen erwartet, zu umschreiben versucht und dem, dem es gilt, entgegenhält. Tatsächlich richtet sich das inhaltlich allein danach, was andere, und zwar im Sinne ihrer Interessen, sich wünschen, wie andere sich verhalten sollen. Das hat aber nichts mit der Verantwortung zu schaffen, die die Göttin in die Seelen der Menschen legt, auf dass sie die anderen wie sich selbst bedenken. Selbstverantwortung ist daher nur ein Begriff, der das bedeutet, was man zuvor in ihn hineingelegt hat. Nichts anderes gilt für den ethischen, mithin scheinbar objektiven Begriff der Verantwortung. Auch dies nichts anderes, als was die einen, die das Verhalten in ihrem Sinne bestimmen und beherrschen wollen, in den Begriff hineinlegen, damit der Einzelne ihre Belange am besten achtet. Man kann solche Inhalte durchaus absprechen, darf dabei aber nicht den bloß virtuellen Charakter (weil vom Willen der an der Absprache Beteiligten abhängig) übersehen. Niemand aber kann den anderen zur Verantwortung verpflichten, denn Verantwortung kommt aus der Freiheit und die steht jedem mit seiner Geburt als sein göttliches Erbrecht zu. Und Verantwortung in diesem Sinne trägt man nur als freier Mensch, unabhängig von dem Diktat eines jeden anderen. Diese Selbstverständlichkeiten sind euch verloren gegangen, seitdem ihr Moral in Gesetze umzumünzen glaubt und damit der Moral jede Geltungskraft raubt und dabei in Wirklichkeit der Göttin und ihrer Kraft misstraut. Wahre Verantwortung ruht ebenso wie die Gerechtigkeit und die Liebe allein in der Seele eine jeden Einzelnen, wo das Licht der Göttin brennt und leuchtet. gp

Freitag, 26. November 2010

Der Göttin Gerechtigkeit fließt aus dem allgemeinen Leben

Gerechtigkeit als innerer advocatus publicus
Gerechtigkeit ist ein inneres Empfinden eines Einzelnen, mit dem er sein Verhalten im Hinblick auf dessen Auswirkungen auf andere unter dem Gesichtspunkt abgleicht, dass er sich selbst an die Stelle des anderen versetzt und sein eigenes Verhalten nunmehr als auf sich selbst bezogen beurteilt. Diese Möglichkeit ist dem Menschen aufgrund seines Bewusstseins als einer Wahrnehmung seiner selbst, die sich selber wiederum im System der sich gegenüberstehenden endlos spiegelenden Spiegel wahrnimmt. Diese Eigenschaft ermöglicht es ihm, sich und die Folgen seines Verhaltens  wiederum von einer höheren Ebene wahrzunehmen und hierbei auch die Annahmen zu verändern, sich selbst an die Stelle des anderen und umgekehrt zu setzen. Auf diese Weise schafft er in sich in Form der Gerechtigkeit als innere Instanz einen advocatus publicus, eines Anwalts der Anderen, die bereits bei der Bildung des Willens eines Einzelnen ihn die Belange anderer so, als seien sie die Seinen, mitfühlen lässt. Den Impuls hierzu erhält jeder Einzelne aus der Tatsache, dass sein einzelnes Leben jeweils Teil eines allgemeinen Lebens ist, mit dem einst die Götter die Welt belebten, als die Göttin mit ihrer Kraft  sie nur mit ihrem Leib berührte und befruchtete. In der Teilhabe begründet liegt die Fähigkeit des Einzelnen, sein Leben weiterzugeben, was Inhalt seiner Sexualität und auch des Gebärens ist.  Diese bereits biologisch in ihm determinierten Eigenschaften werden infolge der Bewusstwerdung dieser Teilhabe am allgemeinen Leben und damit an der Kraft der Göttin zu einem Mittel, das Göttliche als das über sich selbst Hinausweisende zu erfahren. Dem entnimmt der Mensch nunmehr bei seinen Entscheidungen zur Bildung seines Willens die Richtung, die die des allgemeinen Lebens ist, wie sie von der Göttin vorgegeben wurde. Aus diesem Zusammenhang gewinnt der Mensch die Gewissheit, die er als Wahrheit erfährt, auch die Liebe, mittels derer die Lebenskraft die Einzelnen verbindet und ihnen zusammen mit der Lust  den Weg zum Glück weist, die Verantwortung, mit der ein jeder seine Freiheit ausfüllt, und ebenso die Gerechtigkeit, mit deren Hilfe diese Verantwortung auf die Belange anderer bezogen wird, auf die sich Entscheidungen und Verhalten des Einzelnen auswirken können.  Alles findet seine Grundlage in der Lust und Liebe, mit der die Göttin die Welt belebte und beseelte und die ihrer Verallgemeinerung die Bande zwischen allen Beteiligten zur heiligen Familie knüpft. Die Gerechtigkeit erweist sich somit als eine Empfindung die das Verhalten in Bezug auf andere steuert, als ein Anspruch gegen sich selbst, nicht aber als eine Instanz, der zu entnehmen wäre, wie sich andere mir gegenüber verhalten sollen.  Gerechtigkeit obwaltet beim Geben, nicht aber beim Nehmen.

Gerechtigkeit bestimmt das Tun und nicht das Erwarten
Gerechtigkeit kann jeder Mensch nur in seinem Inneren empfinden, sie ist Teil seines Bewusstseins, bestimmt ist sie ihm von der göttlichen Lebenskraft nur für sein Verhalten, nicht jedoch für seine Erwartungen, wie sich andere ihm gegenüber zu verhalten haben. Solche Schlüsse zieht der Einzelne nur in Reflektion eigenen Verhaltens und der Ableitung, Gleiches auch von anderen erwarten zu können. Seine eigene Bereitschaft indessen, sich mittels der Gerechtigkeit selbst zum advocatus publicus der Anderen zu machen, wird tatsächlich jedoch entscheidend von dem Verhalten der anderen bestimmt, denn Alles bleibt stets ein gegenseitiges Geben und Nehmen, auch wenn die Bilanz manchmal nicht unverzüglich sondern sogar erst in weiter Ferne gezogen wird. Hieraus sind nun viele geneigt, die Gerechtigkeit als eine zwischen den Einzelnen stehende Instanz zu verstehen, als könne sie als Objektives deren Verhalten unmittelbar beidseitig regeln. Dies ist indessen ein Irrtum, denn an der göttlichen Lebenskraft hat eine solche Vorstellung nicht teil. Diese findet man nur in der eigenen subjektiven Entscheidung eines jeden Einzelnen hinsichtlich seines eigenen Verhaltens, weswegen auch die Umstände der Dauerhaftigkeit solcher der inneren Gerechtigkeit dienender subjektiver Urteile höchst verschieden sind. Der Irrtum indessen, bei der Gerechtigkeit handele es sich um einen objektiven, also unabhängig vom Einzelnen gültigen Maßstab, hat fatale Konsequenzen, die, wie bei Verallgemeinerungen von Eigenschaften Einzelner zu Ideen nicht unüblich, die Gerechtigkeit -bezogen auf ihre individuellen Grundlagen- in ihr Gegenteil verkehren. Dies kann jeder erfahren, der sich die Praxis ansieht, er findet stets Menschen, die ihre gegenteiligen Ansprüche von einer angeblich objektiven Gerechtigkeit jeder für sich ableiten. Wer fordert hält seine Forderung ebenso für gerecht und ihre Zurückweisung nicht weniger für ungerecht, wie der von der Forderung Betroffene ihre Ablehnung als gerecht und ihre Erfüllung als ungerecht empfindet. Beide indessen begehen den Fehler, die Gerechtigkeit nicht nur auf ihr Verhalten, sondern auf das des anderen zu beziehen und sie zum Gegenstand ihrer Erwartungshaltung zu machen. Gäbe die Gerechtigkeit wirklich ein objektives Gesetz, dann müsste sie überall gleichermaßen gelten und ihr Urteil müsste stets über jeden Zweifel erhaben sein, gleich ob der Empfangene oder der Gebende durch ihre Brille betrachtet würde. Der Verteilungsempfänger bezöge nach derselben Gerechtigkeit wie derjenige, der abgeben müsse, und Verteilungsgerechtigkeit wäre nur die Kehrseite der Erhebungsgerechtigkeit und umgekehrt und allen wäre es gleichermaßen einsichtig - ein Hohn der Praxis.  Die Gerechtigkeit ist nichts anderes als die Liebe, auch lieben kann nur ein Einzelner und keine Allgemeinheit.

Gerechtigkeit als Allgemeines frisst das Recht
Wie stets bei Verallgemeinerungen, bei denen ihre Virtualität und mithin die Fiktion ihrer Existenz vergessen und denen ein Sein beilegt wird, verliert auch eine objektive Gerechtigkeit, die in der Gesellschaft herrscht, recht schnell ihren realen Bezug zu den Seelen eines jeden Einzelnen. Denn alles in der virtuellen Welt der Gesellschaft kann nur die Bedeutung haben, die man zuvor ihr beigelegt hat, dies gilt für jede Idee, jede Form, jede Norm, schlechthin für jedes Begriffliche und Abstrakte, das man nicht essen und nicht trinken und auch nicht mit Lust lieben kann. Die Gesellschaft beruht auf Information, die die Anleitungen oder Anweisungen an jeden Einzelnen enthält, wie er sich zu bestimmter Zeit an bestimmtem Ort verhalten soll, um etwas Gesellschaftliches und mithin Virtuelles, das heißt vom Willen der an seinem Zustandekommen Beteiligten abhängig, zu bewirken. Informationen können aber nur durch Symbole erteilt werden und ein Symbol hat ausschließlich die Bedeutung, die man ihr zuvor in einer Übereinkunft beigelegt hat. Nicht anders ist es mit der Gerechtigkeit als gesellschaftliche Erscheinung. Sie ist nur ein Begriff, der von seiner Definition lebt. Gerechtigkeit als objektiver Maßstab ist stets instrumentalisiert, das heißt man bedient sich ihrer um zu einem bestimmten Ziel zu gelangen und zwar dem eigenen. Da jeder einzelne Mensch aus seinem Inneren die Gerechtigkeit ebenso die Liebe, aber auch den Hunger und Schmerz kennt, glaubt er leichtfertig denjenigen, die zugunsten ihrer Sache die Gerechtigkeit instrumentalisieren, dass ihr allgemeiner Begriff von Gerechtigkeit mit der Empfindung im Einzelnen identisch sei und räumt somit den anderen Macht über sich ein. Dies ist aber ein räuberischer Trick, der nichts anderes im Sinne hat, als dem Einzelne seine Entscheidungsautonomie zu rauben, indem Abstraktes ihm als Konkretes vorgetäuscht wird. Tatsächlich dient dieses Vorgehen, die gesellschaftlich festgelegten Wege, wie und was der eine vom anderen fordern kann, zu umgehen. Diese Wege sind die des Rechts und nicht die der Gerechtigkeit. Das Recht wird zwischen den Beteiligten in einem offenen Verfahren nach festen Regeln geschaffen und gilt für alle gleich als Information für ihr erwartetes Verhalten. Die Gerechtigkeit zielt darauf, die Wege des Rechts zu unterminieren, indem sie die Geltungskraft der Wahrheit usurpiert, um das zuvor in sie Hineingelegte selbst dem Recht gegenüber durchzusetzen. Die Wahrheit aber gibt es ebenso wenig wie die Gerechtigkeit im Allgemeinen, dem Gesellschaftlichen und Virtuellen, sie findet sich als der Göttin Abglanz nur im Einzelnen. Auffallenderweise wird in der politischen Auseinandersetzung von einer angeblichen Gerechtigkeit auch stets nur Gebrauch gemacht, um von anderen zu fordern und selten dann, wenn es darum geht, ob des Geben durch die anderen ein für sie gerechtes Verhalten ist. Mithin wird die Anwendung der Gerechtigkeit bei ihrer scheinbaren Objektivierung bereits in ihr Gegenteil verkehrt, denn geboren wird sie aus der göttlichen Pflicht, sein Verhalten dem allgemeinen Leben zu unterstellen, nicht aber aus der Erwartung, durch das Verhalten anderer vom eigenen Tun entbunden zu werden. In der politischen Auseinandersetzung dient daher Gerechtigkeit auch ausnahmslos dazu, das anderen zugefügte Unrecht zu vertuschen. Wer mehr nach sozialer Gerechtigkeit ruft, meint in Wirklichkeit ein Mehr, das anderen weggenommen werden soll und nicht, dass den Gebern wie den Nehmern eine identische Gerechtigkeit widerfahren soll.

Gerechtigkeit fördert man nur in der eigenen Seele
Gerechtigkeit, die den Einzelnen verlässt, wird zur Geißel und verunstaltet das Recht und dient ausschließlich politischer, religiöser oder weltanschaulicher Instrumentalisierung im Sinne der Interessen derjenigen, die sich auf Gerechtigkeit berufen. Die Gerechtigkeit indessen, die die Göttin zusammen mit der Wahrheit, ihrer Lust und Liebe und dem Glück dem Menschen in die Seele legte, vermittelt kein Recht, sondern legt die Pflicht auf, auch den anderen zu bedenken, das geschieht allein in der Seele eines jeden Einzelnen. Damit wird indes ebenso wenig wie durch die Liebe dem anderen ein Recht zu fordern eingeräumt, sondern es werden allenfalls Erwartungen geschaffen, die sich darauf auswirken, wie man selber mit der Gerechtigkeit weiterhin umgeht. Alles aber, was auf der Basis des Gesellschaftlichen von einem Einzelnen verlangt werden kann, ist ausschließlich in der Form des Rechts verpflichtend. Denn nur das Recht schafft die verbindliche Information, wie Einzelne sich zu verhalten haben, um das zu bewirkende Ziel nicht zu gefährden. Ansonsten ist jeder nur verpflichtet, das zu tun, was ihm die Göttin offenbart, wenn sie ihn als Teil des allgemeinen Lebens auch Gemeinsames fühlen lässt, wie bei den Gottesdiensten in unserem Heiligtum. Denn in der dort erlebten Verallgemeinerung der Lust und Liebe ist jeder Teil des allgemeinen Lebens und erfährt dabei der Göttin Kraft, wenn er sich mit dem anderen  vereinigt. Das Fremde wird in der Vereinigung zu Meinem und es gibt keine bessere Erfahrung, den advocatus publicus im Einzelnen zu stärken.

Donnerstag, 25. November 2010

Des Hedonismus schändliche Wandlung

Gezielter Verruf des Hedonismus
Hedonismus geht auf das Altgriechische δονή hēdonē zurück, was Lust bedeutet, und eine weltanschauliche Einstellung meint, nach der die Lust und das Streben nach dem sie vermittelnden Glück das höchste Gut sei. Allgemeinsprachlich wird mit Hedonismus ein als übersteigert beurteiltes Streben nach Glück bezeichnet. Kulturgeschichtlich diente die Begriffsbildung dazu, das Glücksstreben im Gegensatz zu von anderen vorgegebenen fremd- oder drittnützigen Zwecken, wie etwa unter der Vorstellung eines Gemeinwohls, als übertrieben selbst- und eigennützig abzuwerten. Dabei ging es weniger um das eigentliche Streben nach einem inneren Glückserlebnis, sondern um die Mittel, die der nach seinem Glück strebende Einzelne für sich beansprucht, bzw. nicht bereit ist, sie aus seinem eigenen Vermögen anderen zur Verfügung zu stellen, also um eine Auseinandersetzung bei der Verteilung von Gütern und Werten. Gerade im Hinblick auf die modernen sozialistischen Umverteilungsvorstellungen findet der Begriff des Hedonismus auch heute noch häufig Anwendung bei der Begründung von Umverteilungsforderungen, um Gegenhaltungen der Belasteten abzuwehren. In diesem Sinne meint Hedonismus das Streben nach materiellen Gütern oder zumindest in Verbindung mit Verhaltensweisen, die Auswirkungen auf Entstehen und Verteilung materieller Güter haben  bzw. haben können. Dahinter steht die Kollektivierung des Einzelnen im Hinblick auf sein die Gesellschaft begründendes Verhalten, zur bestimmten Zeit am bestimmten Ort das Bestimmte im Sinne des von ihm Verlangten zu tun. Das auf eigene Lusterfüllung von Natur dem Menschen vorgegebene Streben nach Glück soll durch Auswechslung der Glücksziele kollektiviert und damit anderen als den eigenen Lebenszwecken unterstellt werden. Die Diffamierung des eigennützigen Glücksstrebens als Hedonismus will dabei die moralische Schuld erzeugen, etwas in Augen einer übergeordneten Instanz Unethisches zu tun und die Verantwortung des Einzelnen für die Ausübung seiner Freiheit einem kollektiven Unwerturteil  zu unterstellen, was tatsächlich stets nur das Urteil anderer ist, die damit ihr eigenes Glückstreben befördern. So verwandt entstammt der Begriff des Hedonismus dem Instrumentarium zur Beherrschung des Einzelnen, indem es dem Menschen sein natürliches Streben nach Glück zu entfremden versucht.

Hedonismus als Richtung der Kraft der Göttin
In seinem Ausgangspunkt knüpft der Begriff des Hedonismus an die natürliche Entscheidungsstruktur des Individuums im Sinne seines inneren Belohnungs- und Bestrafungssystems an, nach seinem Glück zu streben. Von der Anlage her sind die Inhalte dieses Strebens nicht festgelegt, was daher als Einfallstor für beliebige Interessen anderer dient, die versuchen, sich über die Verunglimpfung der eigenen Autonomie des betroffenen Einzelnen Zutritt zu verschaffen. Im Heiligtum indessen wird durch die Rückführung des Glücks und damit auch des Strebens nach ihm wie auch der Lust und Liebe auf eine Kraft die Göttin und deren die Welt belebende Durchdringung sichergestellt, dass der eigentliche Maßstab für die Ausrichtung (und auch des Glücksstrebens) das allgemeine Leben ist und bleibt. Es ist jeweils die Vorstellung von der Schönheit der Göttin, dem Glück der Göttin, der Lust der Göttin und der Liebe die Göttin, die den Einzelnen bei seinem Leben bestimmen. Das Allgemeine, das hier über die Bedürfnisse des Einzelnen hinausweist, ist das des allgemeinen Lebens, wie die Göttin ihrer Energie die Richtung gibt. Nur hierauf gründen sich die Verpflichtungen des Einzelnen den Anderen gegenüber, wie er sie in seiner seine Freiheit ausfüllenden Verantwortung, der in ihn siedelnden Vorstellung einer Gerechtigkeit als advocatus publicus und vor allem der Wahrheit, als die Richtung der Göttin, ihres Willens und ihrer Kraft, erlebt. Das, was der Hedonnismus bezeichnen möchte, ist somit nichts anderes als die Wahrnehmung des Göttlichen allen Lebens. Damit offenbaren sich auch die wirklichen Absichten einer abwertenden Verwendung dieses Begriffes als der Versuch, die Entscheidungen des Einzelnen und damit seine Autonomie durch Entscheidungen anderer zu ersetzen und dabei die Lebenskraft des Einzelnen anderen und fremden Zwecken zu unterstellen.

Die Schande des Sozialhedonismus
So gezielt die negative Besetzung des Begriffs des Hedonismus in Bezug auf den Einzelnen zu einem politischen Kampfargument zu seiner kollektiven Inpflichtnahme instrumentalisiert wird, feiert dieser Begriff als Abstraktum unter dem Namen der sozialen Gerechtigkeit und des Sozialstaats mit positiver Besetzung fröhliche Urständ und dies in seiner auf individueller Ebene abschätzigsten Form der reinen Beschränkung auf die Befriedigung materieller Bedürfnisse. Dies offenbart sich jedem sogleich, der nur das Gedankenexperiment unternimmt, die angeblich sozial Begünstigten selber als ein eigenes Wesen zu begreifen, wobei einem der hässliche Leib des Sozialhedonismus in der übelsten Form sogleich entgegenspringt. Die einer sozialen Gerechtigkeit entnommenen Anforderungen eines Sozialstaats befassen sich ausnahmslos mit der Steigerung des materiellen Wohlbefindens des betroffenen Sozialleibs zur diesbezüglichen Bedürfnisbefriedigung. Es gibt keine moderne Gesellschaftslehre, die ähnlich unbesorgt und hemmungslos die gegenwärtigen Bedürfnisse auf Kosten der Substanz und der Belastung der Einkünfte zukünftiger Generationen zu befriedigen versucht. Der ursprüngliche Ausgang solcher Forderungen, Menschen, ganz gleich aus welchen Gründen sie zur Befriedigung ihrer elementarsten Bedürfnisse auch immer unvermögend sind, durch Hilfe hierzu Vermögender in die Lage zu versetzen, dass ihre biologische Not behoben und sie dazu zurück finden, wieder für sich selbst zu sorgen, ist bereits meilenweit verlassen und diese natürliche Hilfegewährung längst zu einem Instrument sozialhedonistischer Umverteilung entartet, immer mehr für immer weniger Mitwirkung zu erhalten. Die Folgen belegen die schlimmsten Befürchtungen der Antihedonisten, nur mit dem Unterschied, dass sie aufgrund gesellschaftlicher, also mithin virtueller Maßnahmen verursacht werden und damit die Entartungen aller abstrakter Irrungen des Allgemeinen aufweisen. Der Sozialhedonismus findet seinen Grund allein in der Klientelpolitik der Sozialfunktionäre, die hierüber ihren politischen oder auch nur gesellschaftlichen Status begründen und zum eigenen Wohle (im Sinne ihres Strebens nach - individuellem und singulärem - Glück) aufrecht erhalten. Dies erklärt auch der monotone Vorwurf eben dieser Klientelpolitik, der gegen alle Maßnahmen erhoben wird, die nicht dem sozialhedonistisch zu verwöhnenden und eigener Sorge zu entwöhnenden Sozialleib ausschließlich dienen, wie auch jede politische Maßnahme nur noch unter dem Gesichtspunkt zu rechtfertigen ist, dem allgemeinen Sozialhedonismus zu dienen. Auch die Heftigkeit, mit der sich einer jeden Kritik an dieser Selbstbedienungspolitik zugunsten des Sozialleibs bis hin zu Strafanforderungen widersetzt wird, spricht die deutliche Sprache früherer Despoten. Der pure Sozialhedonismus hat schon von vielen Staaten totalen Besitz ergriffen, auch kulturell, justiziell (die Rechtsprechung war stets ihrem Herrn hörig) und vor allem religiös und weltanschaulich, und seine Auswirkungen auf die Freiheit des Einzelnen als Individuum und dessen Leben außerhalb des Sozialleibs werden gewaltig und vernichtend sein.

Nur des Einzelnen Glück kann göttlich und damit allgemein sein
Im Sozialhedonismus findet sich die typische Entartung dessen, was im Einzelnen  Sinn für dessen Leben macht (den ihm das Glück bedeutet), sobald es abstrahiert und virtuell verallgemeinert wird. Ebenso wenig wie man das Brot, das jeder Einzelne nur essen kann, und das Wasser oder sei es auch der Wein, den jeder Einzelne nur trinken kann, verallgemeinern kann (es würden alle am allgemeinen Brot verhungern und am abstrakten Wein verdursten), kann nicht das Glück verallgemeinert werden, ohne dass das Gegenteil dessen, was im Einzelnen zugrunde liegt, zu bewirken. Das Glück, das die Lust anzeigt, hat nur Sinn, nach ihm zu streben und treibt den Bewusstseinspegel eines jeden Einzelnen in die Richtung seines Pols. Streben kann einmal nur ein Einzelner für sich oder aber indem er sich mit anderen abspricht, etwas Gemeinsames virtuell zu bewirken. Zum anderen bedeutet Streben, sich in Richtung des allgemeinen Lebens, wie es die Göttin wies, zu bewegen und nicht auf Beute, die einem im Namen der sozialen Gerechtigkeit zugespielt wird, zu harren. Deswegen muss Sozialhedonismus stets in das Gegenteil jedes individuellen Hedonismus im Sinne eines Strebens nach dem Glück und dem Erlebnis von Lust und Liebe umschlagen. Mit einer symbolischen Rückkehr der Göttinnen soll das Allgemeine und Abstrakte wieder seinen Platz im bloß Begrifflichen einnehmen und das Auge eines jeden Einzelnen sich wieder auf die wirklichen Grundlagen und Bedingungen seines Lebens richten, so wie sie von ihnen einst geschaffen wurden, als sie die Erde befruchteten und belebten. Auf das Höchste, was ein Mensch je finden kann, trifft er nur in sich in seinem Innersten, das ist der Spiegel seines Bewusstseins, in dem er alles Göttliches seines Lebens erfährt. Dieses Erlebnis verallgemeinert er im Heiligtum bei einer Verallgemeinerung von Lust und Liebe, denn dies ist nichts anderes als der Atem des Lebens und damit eines Göttlichen. Sein Blick hierauf gerichtet eröffnet ihm allein das Glück, das die Göttin in ihrer Schönheit ihm offenbart. Er kann dies nur in göttlicher Vereinigung verallgemeinern, ihm niemals aber in der virtuellen Welt Realität geben. Alle Versuche, dies zu tun, enden im Gegenteil. Nur das Glücksstreben des Einzelnen kann man fördern, dies aber geschieht im Heiligtum mit seinen Gebeten und Gottesdiensten. gp

Dienstag, 23. November 2010

Des Menschen göttliche Vereinigung

Vom Wesen der Vereinigung
Die Vorstellung einer Vereinigung ist für das  Heiligtum der Sieben Göttinnen von zentraler Bedeutung  und steht im Mittelpunkt seines Gottesdienstes. Begrifflich versteht man darunter den Eintritt des Einen in das Andere, wodurch das Eintretende mit dem Anderen ein einheitliches Gemeinsames oder auch Ganzes bildet, dessen Teil nunmehr jeder ist. Als Gegenteil der Vereinigung kann einmal die Teilung betrachtet werden, wodurch aus einem Ganzen wieder mehre Einzelne entstehen, das Ganze mithin in seine Teile zerfällt. Als Gegenteil der Vereinigung im Sinne eines Hinzutritts zu einem Ganzen kann aber auch die Abgabe verstanden werden, bei der von einem Ganzen, ohne das es in Glieder zerfällt (es somit sein Wesen behält) etwas ab- oder auch weitergegeb­­en wird, aus dem ein Neues (mit einem eigenen entsprechenden Wesen) entsteht.  Begrifflich und im  Allgemeinen lassen sich die Grundformen von Vereinigung und Teilung beliebig durchführen, nicht jedoch die Abgabe, da damit auch jeweils eine qualitative Aussage verbunden ist. In der Realität stößt auch die wirkliche Vereinigung auf Schwierigkeiten und erfolgt daher grundsätzlich nur im virtuellen Bereich der Gesellschaft, wo der Bestand eines Ganzen jeweils nur infolge der getroffenen Absprachen oder bestehenden Übungen fingiert wird und somit, je nach Willen der Beteiligten jederzeit  in seine Einzelteile zerfallen kann. Genau genommen träfe dies auch für die biologischen Verhältnisse zu, da auch dort die einzelnen Teile, wie die sich teilenden und differenzierenden Zellen, nur durch ein ihrer vorliegenden Information folgendem Verhalten ein Werden bewirken, das somit ausschließlich von der Dauer und Art dieses Bewirkens abhängt.  Wir wenden aber den Begriff des Virtuellen nur auf solche Verhältnisse an, deren Zustandekommen und Bestand vom Willen der daran Beteiligten abhängen, mithin ein Bewusstsein  voraussetzen, während den biologischen Verhältnissen ein solcher Wille der Beteiligten nicht zu Eigen ist. Hier findet sich ein Willen allein im allgemeinen Leben als dessen Kraft, die als die Kraft der Göttin umschrieben wirdt. Hinzutritt, dass sowohl das Bewusstsein als auch der ihm angehörende Wille der Menschen das Ergebnis des biologischen Bewirkens ist und der Mensch dies nur durch die Fiktion eines ihn begründenden Seins verstehen kann – das wirkliche Sein seines Lebens ist indessen das Sein eines Göttlichen, dessen Ausdruck die genannte Kraft einer Göttin ist. Das Leben ist für den Mensch daher wie ein Sein und deswegen entnimmt er ihm die einzige reale Vereinigung, die ihm möglich ist. Diese erfolgt auf allen Ebenen des biologischen Werdens bis zum Menschen selbst, dem sein Bewusstsein die höchste mögliche biologische Identität  verschafft. Er, der Mensch, ist das Produkt fortwährender realer Vereinigung, die sich somit als das tragende Prinzip des Lebens erweist. Hieraus folgt ebenso, dass die reale Vereinigung als Vorgang, der ein Neues schafft, das mehr als seine Teile ist und dessen Bestand auch nicht vom Willen der daran Beteiligten abhängt, nur Ausfluss der Kraft allen Lebens sein kann, mit der einst eine Göttin in der Vorstellung der Menschen die Welt belebte. Der Drang sich zu vereinen, ist nichts anderes als die Liebe als dasjenige, das Fremdes zusammenfügt. Es ist wie eine Liebe einer Göttin, die alles Lebende auf diese Weise verbindet, der Mensch erlebt dies wegen seines Bewusstseins als eigene oder andere die Menschen verbindende Liebe.

Die geschlechtliche Vereinigung
Der Mensch wiederum erfährt die Vereinigung selbst unmittelbar, wenn er seine ihm biologische obliegende Audgabe erfüllt, nicht nur sein Leben sondern auch das allgemeine Leben seiner Art zu erhalten. Denn hier nur geschieht das Wunder der Abgabe, etwas vollkommen Neues zu schaffen, das zuvor nicht da war, indem der Mensch durch die Vereinigung von Mann und Frau Neues belebt und sie dabei von ihrem Leben abgeben, ohne dies selbst zu schmälern. Der Mensch steht nun in der Kette der allgemeinen Belebung, die ihm die göttliche Lebenskraft vermittelt. Dies geschieht in der einzigen dem Menschen möglichen vollkommenen biologischen Vereinigung von Mann und Frau im Geschlechtsakt, bei dem er im Orgasmus die Kraft als göttliche Eigenschaft erlebt. Dieses Grunderlebnis der Vereinigung bestimmt nunmehr weite Bereiche seines Lebens und eröffnet ihm den Weg, hierüber zum Göttlichen zurückzufinden. Denn alles bewusstes Leben ist nichts anderes als ein Streben nach Vereinigung mit dem, was zum Schauen in ihn durch das allgemeine Leben, bildhaft auch als Kraft der Göttin zu umschreiben, gelegt wurde. Das ist das Streben nach dem Glück, als ein Blick auf das - göttliches - Sein, seine Lust und Liebe, die er erfährt, wenn ihn die Kraft der Göttin ausrichtet und treibt, der Rausch des Orgasmus, der ihn allen Mangels und Irrtums der Welt für wenige Augenblick enthebt. Der Mensch sucht in seinem Leben ständig nach Vereinigung, den Drang danach verspürt er als Liebe und wo er sie glaubt zu finden, fühlt er sich auf dem Weg der Göttin zu seinem Glück. Dies gilt auch für den weiten Bereich der virtuellen Vereinigung in der Gesellschaft, selbst in der großen Menge. Denn wenn das Gefühl der Vereinigung in jedem Einzelnen entsteht, erleben die Menschen einen Abglanz von dem, was die Kraft der Göttin ist, die die Welt belebt.

Die Entblößung vor der Vereinigung
Vereinigung hat stets unmittelbar körperliche Bedeutung, weil hierfür die leibliche Anwesenheit unverzichtbar ist. Das gilt nicht nur für den Geschlechtsakt, sondern auch für jedes Zusammentreffen, bei denen ein Jeder sich auch körperlich einbringt, selbst bei Großveranstaltungen wie im Sport oder in der Kultur. Mit jedem körperlichen Einbringen, mit dem zugleich der Leib einem über sich selbst hinausweisenden Zweck unterstellt wird, liegt auch eine Deprivatisierung, bei der jeder Beteiligte sich allein wegen der Vereinigung entblößt, wie es tatsächlich beim Geschlechtsakt geschieht, nicht anders virtuell, also im Gesellschaftlichen, hinsichtlich der eigenen Persönlichkeit. Gerechtfertigt wird die Entblößung allein durch die nachfolgende Vereinigung, bleibt diese indessen aus, verbreiten sich Enttäuschung, Schalheit und manchmal auch Scham. Dies erklärt die weitverbreitete Schalheit nach dem Akt mangels lösender Vereinigung. Keinen anderen Grund hat die Schalheit, die typischerweise etwa sexuelle Darstellungen der Pornografie hinterlassen. Das erotische Interesse wird zuerst in der Annahme einer anstehenden Vereinigung geweckt, von der aber naturgemäß der Betrachter ausgeschlossen ist. Daher überkommt ihn die Schalheit spätestens, wenn die Agierenden in ihrer realen Vereinigung entschwinden. Das ist auch der Grund, warum dramaturgisch sexuelle Handlungen die Spannung steigern, diese aber mit dem eigentlichen vollzogenen Geschlechtsakt in sich zusammenbricht, nicht anders warum grundsätzlich das Spiel in der Öffentlichkeit mit der bloßen sexuellen Attraktion weitaus mehr bewirkt, als würde man die eigentliche Kopulation dort darstellen.  Allein das Erlebnis der Vereinigung, in der die Beteiligten sich gegenseitig einbringen und worin sie aufgehen, rechtfertigt die gezeigte Blöße, auch die körperliche wie Depravitisierung überhaupt.

Der Wiedereintritt  in die göttliche Energie
Die Vereinigung indessen, die der Mensch erlebt, wenn er etwa beim Geschlechtsakt unmittelbar auf die Kraft der Göttin trifft, zeigt ihm auch den Weg zur göttlichen Energie. Diesen Weg beschreiten wir im Heiligtum, wenn im Sakralakt gemeinsam die Göttin suchen, nur mit dem Ziel, sich mit ihr zu vereinen. Die Vereinigung ist nichts anderes, als in der gefundenen Gemeinsamkeit wieder Teil der göttlichen Kraft zu werden, der alles Leben entstammt. Sie einigt das bewusst gewordene Leben jedes Einzelnen mit dem allgemeinen Leben, das die Welt belebt und sich in allem Lebenden spiegelt. Das Streben nach Vereinigung beherrscht das ganze Leben und reicht weit über die Sexualität hinaus, wenn dies auch dem Menschen gemeinhin als Muster dient. Hierin liegt jede Form der belebten Natur begründet, den Einzelnen in seinem Innersten zu berühren und ihn für die Schönheit empfänglich macht, mit der bildlich gesprochen Göttin alle Leiber lockt. Es ist das Göttliche, was die Menschen bindet, weswegen Treue und Verlässlichkeit als Eigenschaften der Götter gelten. Hierin liegt die Kraft des Lebens begründet. Sie im Gottesdienst an den Orten und zu den Zeiten der Göttin in vollkommener Reinheit und frei von allen irdischen Bezügen zu erleben, stärkt den Einzelnen ebenso für sein ziviles Leben und bedeutet ihm den Sinn des Lebens, den das Glück ihm bewusst macht und alle Beteiligten bilden zusammen eine heilige Familie, die allein in der Liebe zur Göttin getragen wird. Alles beruht somit auf der Vereinigung, das Zusammenwirken der das Leben biologisch bewirkenden Teile ebenso wie das bewusste Streben des Menschen nach dem Glück. In der Einigkeit mit einem Göttlichen aber erfüllt sich das Leben eines jeden Einzelnen. Darum betet man im Heiligtum mit Leib und Seele, denn anders verfehlt man die Götter. Denn sie sind ein real Allgemeines und  nicht eine bloße Idee. Dieses Allgemeine findet sich aber nur in Bezug auf die göttliche Kraft, im Übrigen gibt es  Allgemeines nur im Begrifflichen und Virtuellen. gp

Donnerstag, 18. November 2010

Das Geschenk der Vaterschaft

Grundlage der Familie
Unter Vaterschaft verstehen wir das Wissen von der Beteiligung eines bestimmten Mannes  an der Erzeugung eines bestimmten Kindes, biologisch durch Zeugung auch genetisch bestimmt. Aus diesem Zusammenhang wird ähnlich wie zwischen Mutter und Kind ein personales Verhältnis zwischen Vater und seinem Kind abgeleitet. Das personale Verhältnis ist regelmäßig emotional durch Zuneigung und Liebe bestimmt, woraus sich auch die Verantwortung des Vaters für die Versorgung, Sicherheit und Erziehung herleitet, eine Verantwortung die sich in fortgeschrittenen Gesellschaften auch zu Rechtspflichten verdichtetet hat. Durch den Hinzutritt der Vaterschaft zur Mutterschaft und der gleichzeitigen besonderen Personalisierung auch des Verhältnisses von Vater und Mutter zueinander  wurde die Familie im modernen Sinne begründet, die sich aus einer dauerhaften auch geschlechtlich ausschließlichen Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann und ihren ebenfalls ausschließlich gemeinsam gezeugten Kindern definiert. Abweichungen entstanden schon sehr früh durch Einbeziehung in den familiären Kontext von mehreren Frauen sowie auch die Aufnahme von nicht gemeinsam gezeugten Kindern und deren Behandlung wie eigene. In dieser Form nahm die Familie als eine Grundeinheit für sich auf höherer Sozialisierungsebene  bildende Gesellschaften teil. 

Vaterschaft ohne Kenntnis und Beteiligung am Werden
Die Vaterschaft, obgleich kausal bestimmt, stellt aber anders als die Mutterschaft keine die Beziehung zu den Kindern biologisch definierende Tatsache dar. Während die Schwangerschaft und die Geburt eine unauflösliche biologische Verbundenheit von Mutter und Kind belegen, wie auch zumindest die ganz frühen Jahren des Heranwachsens, etwa bestätigt durch die Ernährung mittels eigener Brust, fehlen solche biologisch wahrnehmbaren Zusammenhänge zwischen dem Vater und seinem Kinde. Seine biologisch kausale Beteiligung ist mehr oder minder auf eine bloße Verursachung durch einen kausalen Akt, dessen höchste Emotionalität wie im Orgasmus indessen keinen Zusammenhang mit dem Kind allein begründet. Am Werden des Kindes bis zu dessen Geburt ist der Vater nicht beteiligt, normalerweise biologisch auch nicht an der ersten Zeit danach, wo das Kleinkind noch nicht allein überlebensfähig ist. Während das Wissen um die Mutterschaft und deren Bedeutung gleichsam seit der Bewusstwerdung des Menschen – wobei er sich auch seines Selbstbewusstseins gewiss wurde -  bekannt war (und was wahrscheinlich weit in die tierische Vergangenheit des Menschen zurückreicht),  dürfte die Kenntnis von der biologischen Vaterschaft erst neuerer Natur, vermutlich nicht viel älter als 10000 Jahre, und in den kulturellen Auswirkungen wahrscheinlich noch weniger l lang bekannt sein. Das heißt, dass die Männer über Jahrzehnttausende zusammen mit den Frauen und Kindern in Horden und Gruppen gelebt haben, ohne Kenntnis davon gehabt zu haben, dass ihre –wie die biologische Determinierung nahelegt- starke geschlechtliche Attraktion und deren Erlebnis im Zusammenhang mit der Vermehrung steht. Diese wurde vielmehr der als göttlich verehrten natürlichen Lebenskraft, woran die Frauen mit ihrem Schoß teilhatten, zugerechnet, weswegen während dieser ganzen Zeit die frühen Ansätze gesellschaftlicher Strukturen matriarchal, bzw. matrilinear waren.  Dies galt auch noch für die ersten Jahrtausende nach der infolge der Durchsetzung der Landwirtschaft beginnenden Sesshaftwerdung (seit 12.000 bis 6.000 Jahren) und der sich seither bildenden Gesellschaften auch in größeren Siedlungen.  Die weiblichen Göttinnen, die wir am Beginn der Schwelle der Verschriftlichung vorfinden, reichen alle in diese Zeit zurück, wo sie unangefochten eine matriarchale frühe Kultur bestimmten.

Atavistische Gemütsstruktur
In dieser Zeit bestimmte sich der Gruppenzusammenhalt nach der Identifikation mit dem Herkommen der Geburten durch bestimmte Frauen. Die Kinder wuchsen als Kinder dieser Gruppe auf, wie auch die Mütter sich um alle Kinder kümmerten, die Männer, zumeist in ihrer Eigenschaft als Brüder der Mütter, sorgten ebenfalls für die Gruppe, ohne personale Sonderbeziehungen zu einer bestimmten Frau oder bestimmten Kinder. Das Erlebnis der Sexualität stand der Wahrnehmung nach noch in keinem Zusammenhang mit  Zeugung und Geburt. Die Geburten erfolgten vielmehr nach Überzeugung der Menschen infolge einer allgemeinen Seelenwanderung  oder einer durch unmittelbares göttliches Wirken stattfindenden Befruchtung oder Einnistung in den weiblichen Schoß.  Sexuelle Beziehungen waren auch nicht auf die Gruppe beschränkt, im Gegenteil zog die sexuelle Attraktion gerade typischerweise – was sich im Rahmen der genetischen Entwicklung als besonders vorteilhaft erwies- die Geschlechtspartner jeweils zu anderen Gruppen hin. Jeder blieb oder kehrte wie selbstverständlich grundsätzlich zu seiner Gruppe zurück, in der er lebte und wo er auch soziale Verantwortung trug.  In diesen von den Anfängen an gerechnet viele Zehntausende von Jahren andauernden Lebensformen hat sich im wesentlichen auch unsere heute noch maßgebende individuelle emotionale Struktur entwickelt, die in weiten Bereichen nicht mit den heutigen kulturell durch Ethik, Moral, Sitte und Gesetz vorgegebenen Verhältnissen übereinstimmt.  Sexualität und Vermehrung werden auch heute überwiegend nicht aufgrund ihrer evolutionären Verbundenheit wahrgenommen,  was gerade in moderner Zeit wieder zu einer dramatischen Umwertung von sexuellen Beziehungen außerhalb diese Konnexes, wie bei gleichgeschlechtlichen Partner oder in der Einstufung der Ausschließlichkeit der geschlechtlichen Beziehungen wieder geführt hat. Auch trotz aller formalen Beteuerungen beruhen enge familiäre Beziehungen nicht auf der biologischen Vermehrung und Abstammung unmittelbar sondern auf gruppenspezifischen Zusammenhängen. So führt die Eingliederung von Kindern als Pflege- oder Adoptivkindern grundsätzlich nicht zu besonderen emotionalen Schwierigkeiten, wie auch eine Erweiterung der Familie um andere der Gruppe zuzurechnenden Personen immer ohne weiteres möglich gewesen ist. Die sich zum Teil zumindest hinsichtlich ihrer Bestandsdauer auflösenden Kleinfamilien werden durch neue Strukturen ersetzt, die zwar den Dogmen der Kleinfamilie widersprechen, aber allesamt mit dem atavistischen Gruppenkonzept, dem unser emotionales Kostüm entstammt, übereinstimmen.

Entdeckung der Vaterschaft
Die Vaterschaft, die heute noch als selbstverständlich  biologisch bedingt in der patriarchalisierten Kleinfamilie vorausgesetzt wird, ist ein rein kulturelles Konstrukt und als solche erst entstanden, nachdem die Männer ihre biologisch notwendige Mitwirkung beim Gebärprozess erkannt hatten. Dies geschah mit großer Wahrscheinlichkeit erst infolge des durch die allgemeine Verbreitung der Schrift ausgelösten Erkenntnisschubs,  also vor etwa 3000 oder auch 4000 Jahren.  In einem einige Zeit andauernden Übergangsprozess wurde die Beteiligung des Mannes auf das bloße Öffnen des weiblichen Schoßes zum Eintritt wandernder Seelen oder auch göttlicher Kraft beschränkt, bis den Männern auch ihre körperliche Beteiligung an der Entstehung des auszutragenden und zu gebärenden Kinde klar wurde.  Mit dieser Erkenntnis war zugleich eine entscheidende Verschiebung in der zwischen Mann und Frau bestehenden Gewichtung und davon abgeleiteten Bedeutung verbunden, denn damit verlor die Frau ihre aus ihrer besonderen Verbindung mit den Göttern, die noch Göttinnen waren, und ihrer Kraft abgeleitete mythische besondere Stellung.  Ihre Gebärmacht ging verlustig und wurde vollständig von der männlichen Zeugungsmacht ersetzt und womit die  Patriarchalisierung  mit ihren baldigen Entartung zur Phallokratie eingeleitet wurde. Denn mangels Gebärmacht waren die Frauen der Zeugungsmacht der Männer vollends ausgeliefert, es kam noch nicht einmal auf die Mitwirkung der Frauen an, man konnte sie sich einfach nehmen.  Diese Erkenntnis begründete den eigentlichen Sündenfall. Die Frauen wurden entrechtet, die Göttinnen verloren ihre Macht an männliche Götter und der Phallus als ein gegen den Himmel ragendes Symbol beherrschte seither die Menschen. Ethik, Moral, Sitte, Gesetz und göttliche Gebote beschäftigen sich seit dieser Zeit ganz überwiegend mit der Absicherung der männlichen Zeugungsmacht und dem Ausschluss des weiblichen Schoßes von anderen möglichen Vätern als Erzeuger ihrer Kinder. Denn die Gewissheit, Vater zu sein, konnte nur durch dieses drastische Ausschlussverfahren weitgehend gesichert werden. 

Verlust  von Zeugungs- und Gebärmacht
Heute aber  beginnt der Mann in den modernen westlichen Gesellschaften seine Zeugungsmacht zu verlieren, die Frauen können trotz sexuellen Begehrens (und sich daraus ergebenden Abhängigkeiten) über den Zeitpunkt einer Befruchtung zuverlässig selbst bestimmen. Sie vermögen aber dennnoch nicht ihre vor 3000 Jahren ihnen abhanden gekommene Gebärmacht wieder zurückzugewinnen,  mit Hilfe derer sie allein über den Zugang zu ihrem Schoß Beweis für die Vaterschaft führten. Denn nunmehr kann jede biologische Vaterschaft genetisch nachgewiesen werden. Die sich hierauf beziehenden modernen Kulturkämpfe äußern sich in den Auseinandersetzungen über die Abtreibung einerseits (als Freiheit der Frau, unabhängig vom biologischen Vater über die Fortführung ihrer Schwangerschaft zu bestimmen) und andererseits über die genetische Vaterschaftsbestimmung (als Freiheit des Mannes, einseitig seine biologische Vaterschaft unabhängig von den Angaben der gebärenden Frau genetisch feststellen zu lassen).  Die Menschen stehen einerseits wieder dort, wo die Männer vor über dreitausend Jahren begonnen haben, die Frauen zu entrechten und zu entwürdigen, zum anderen in der Gegenwart, wo die Frauen dies alles abwerfen, nunmehr aber die Männer über eine Kenntnis von ihrer eigenen biologischen Vaterschaft verfügen können, ohne den Schoß der Frauen zu patriarchalisieren.  

Vaterschaft im Reich der Göttin
Die seit der Zeit der Patriarchalisierung entwickelte Vorstellung von der Vaterschaft war ein kultureller Vorgang. Dem tatsächlichen biologischen Werden eines Kindes im Leib der Mutter und an ihrer Brust wurde ein Verhalten des Vaters auf kultureller Grundlage hinzugestellt, wonach gleichzeitig die gesellschaftliche Form, die das Kind ausfüllt, bzw. mehr noch ausfüllen wird, durch ein zwischen den Beteiligten abgesprochenes Verhalten geschaffen wird. Hierdurch gelangt der Vater in  eine der biologischen Stellung der Mutter vergleichbare Position, auch für das Wohl und Werden des Kindes sorgen zu können und zu müssen. Patriarchal dienten diese Rechte und Pflichten der Zurückdrängung der natürlich begründeten Rechte der Mutter, heute aber ergänzen die väterlichen Befugnisse und Verpflichtungen die der Mutter, so dass Vaterschaft als gesellschaftliches Ergebnis und Mutterschaft als biologisches Faktum sich zur Elternschaft ergänzen. Vaterschaft ist heute bereinigt von den patriarchalen Anmaßungen und Mutterschaft ebenso befreit hiervon, die eine Seite abgewertet, die andere aufgewertet, geblieben ist die Gemeinsamkeit der Weitergabe des allgemeinen Lebens als gemeinsame biologische wie kulturelle Aufgabe. Die sowohl das biologische Leben wie das gesellschaftliche  virtuelle Leben bestimmende Verlässlichkeit hat hier weiterhin ihren Platz, wie auch die Treue der Menschen, die einander gegebenen Versprechungen einzuhalten.  Die Vorstellung von einer Rückkehr der Göttinnen will diese wieder in ihre alte Rechte setzen und damit auch die Vorherrschaft der Menschen hierzu, wie die der Männer über die Frauen, beenden und ebenso verhindern, dass es zu anderen oder neuen Vorherrschaften kommt.  Denn in allen Menschen steckt die Kraft der Göttin als allgemeine Lebenskraft gleichermaßen und ihrer Bewusstwerdung dient die Verehrung es Göttlichen im Heiligtum. Die Kraft der Göttin aber fügt Mann und Frau auch in ihrer Sexualität zusammen, denn in der Sexualität wirkt ihre Kraft unmittelbar infolge der Belebung der Welt. Leben beruht aber immer auf der Verlässlichkeit der es begründenden Teile, weswegen die Menschen sie damit auch ihrem Leben und damit den Göttern schulden. Die Vaterschaft ist das kulturelle Pendent zur Mutterschaft und beides zusammen dienen dem Fortbestand des allgemeinen Lebens nach dem Willen der Göttin, wie sie ihn seinerzeit in die Welt brachte, als sie diese befruchtete und belebte. Denn mit dem Leben begann alles und alles Leben kann nur bestehen, wenn die ihm zugrunde liegende Information zuverlässig zu einem Werden umgesetzt wird. Dies gilt ausnahmslos für alle Lebensverhältnisse, seien sie biologischer oder kultureller Natur. gp

Der Verlust der Göttlichkeit


Herbert Draper, The Gates of Dawn, 1900



Wenn
die Schönheit Auge und Gehör betört,
das Gute Geist und Herz zum Himmel hebt,
die Wahrheit stets ein jedes Sein beschwört,
und jeder nach Gerechtigkeit nur strebt,
gemeines Wohl der Menschen Sinne lenkt,
die Liebe keinen in der Welt vergisst
und niemand mehr an seinen Vorteil denkt,
selbst seinen Eigennutz auch nicht vermisst,
dann, wisse, seid ihr alle längst am Ende,
des Lebens Kraft, der Lust und Liebe bar,
vollzogen wurde schon des Werdens Wende
zum Tode, wo noch nie ein Wachsen war.

Den Tod einst löste aus der Starrheit Bande
des Werdens Müh getrieben von der Kraft,
zu überwinden, was euch im Gewande
der Trägheit trügerische Ruhe schafft,
denn euren Willen steuert nur Entbehrung,
sie zu beheben, stets nach Glück ihr strebt,
allein im Schaffen gründet sich Bewährung
für jeden, der nach den Gesetzen lebt,
die Götter unsre Welt befruchtend schrieben,
mit Lust und Freude wird nur der belohnt,
der selbst von seinem Wollen ist getrieben,
dass Irrtum und den Mangel er entthront.

Erlösen wird euch nie das Allgemeine,
erfüllen keine einzige Idee,
befördern kann die Seele nur das Deine,
das sorgt allein sich um ihr Wohl und Weh,
wenn es dich drängt, zu anderen zu gehen,
es in dir sprudelt, dort der Wille keimt,
gemeinsam wirst du sie zusammen sehen,
wenn unsrer Göttin Liebe euch vereint,
was immer euch an Leib und Seel‘ verbindet,
geschieht, weil sie es vorgesehen hat,
in eurem Glück da liegt es längst begründet,
zu lieben alle an der Götter statt.

Doch diese Liebe findest du im Tempel
mit andren bei der Göttin ganz allein,
sie drückt euch auf den Leib des Males Stempel,
denn nur das Göttliche ist allgemein,
ihr selbst jedoch bleibt immer irdisch,
habt Leib und Leben und nicht mehr,
der Göttin seid ihr darum würdig,
weil einst sie liebte euch so sehr,
das Göttliche indes sie nicht euch schenkte,
zu werden sie erlaubt euch nur auf Zeit,
und wer mit bloß Abstraktem sie bedrängte,
verlor im Leben alle Göttlichkeit.

© Karsten Cascais

Freitag, 12. November 2010

Gleichgeschlechtliche Lust und Liebe

Der Göttin Lust und Liebe sind weder männlich noch weiblich
Als Homosexualität gilt die Lust und Liebe zwischen Gleichgeschlechtlichen, was sich auf das einzelne sexuelle Erlebnis ebenso wie auf eine anhaltende Gemeinschaft  zweier sexuell verbundener Personen beziehen kann. Obgleich dies nicht die Richtung ist, mit der die Göttin die Lust und Liebe in die Welt brachte, um diese zu befruchten und zu beleben, stammt auch diese Liebe von ihr. Zwar sind die religiösen Aussagen des Heiligtums eng mit den natürlichen Lebensverhältnissen verbunden, da sie ihren Ausgangspunkt von der Bewusstwerdung  des Menschen nehmen und somit als Erstes die biologischen Bedingungen des allgemeinen Lebens und seines Werdens spiegeln, worin sie das göttliche Wirken in der Belebung der Welt sehen. Diese Belebung der Welt durch die Lust und Liebe der Göttin steht in einem unauflösbaren Zusammenhang mit der Fortpflanzung und der hiermit verbundenen  Erfahrungen der beteiligten Einzelnen, wie etwa im Orgasmus. Die  Sexualität ist als Ausdruck des Werdens, als das sich das Leben darstellt, notwendigerweise als bipolarer Vorgang  angelegt, da jedes Werden einen Anfang hat und somit nur durch das Hinzutreten des Einen zum Anderen initiiert werden kann. Soweit im Heiligtum bei der Verehrung der Göttin etwa im Sakralakt und bei der Galaktisierung zu ihrer Lust und Liebe gefunden werden soll, knüpft man entsprechend diesen biologischen Grundkonditionierungen an geschlechtlichen Handlungen unterschiedlich geschlechtlicher Personen an. Denn die Welt wurde mit wenigen Ausnahmen (bei denen das Hinzutreten des Einen zum Anderen nur modifiziert erfolgt) gerade nicht mittels der Einführung der Parthenogenese (Jungfernzeugung) belebt, sondern durch ihre Durchdringung mit der Kraft der Göttin als ihre auf das Leben gerichtete göttliche Energie in Form von Lust und Liebe, die die unterschiedlichen Geschlechter sich verbinden lassen. Die Lust und Liebe der Göttin selbst jedoch sind als auf das Leben zentrierte Kraft, die von ihrer göttlichen Energie gespeist wird, gegenüber einer bipolaren Unterscheidung zwischen männlich und weiblich indifferent. Ihre Energie entstammt dem göttlichen Sein, das anders als das in jedem Augenblick bewirkte Leben selbst kein Werden ist. Eine Unterscheidung zwischen weiblich und männlich hat dort keinen Sinn und entstammt allein einer kindlichen Übertragung der eigenen bekannten Lebensverhältnisse auf alles andere, was nur sein kann. Dass dem göttlichen Sein die nur dem Werden immanente Unterscheidung zwischen den Geschlechtern zu eigen wäre, wäre nicht weniger naheliegend, wie jede andere denkbare Eigenschaft der Menschen auf die Götter zu übertragen, ein sinnloser Akt. Deswegen begreift man im Heiligtum auch Gott als etwas, das ebenso Göttin ist, und die Göttin als jemand, der ebenso Gott ist, und halten es nicht anders mit der Unterscheidung von Ein- und Mehrzahl. Das bedeutet aber, dass das, womit die Göttin die Welt belebt hat und das sie dem Menschen als einen Teil von ihr als ihre Lust und Liebe und auch als das von ihm anzustrebende Glück zeigt, weder männlich noch weiblich ist. Männer wie Frauen können an dieser göttlichen Kraft wie etwa im Orgasmus auch als Eigenes teilhaben, wobei ihrem unterschiedlichen Geschlecht keinerlei Bedeutung zukommt, denn es ist der Göttin Lust und Liebe, die sie dabei erleben. Steckt aber im Menschen das Göttliche unabhängig vom Geschlecht, dann kann dieses auch nicht ausschließliche Bedingung für das Erleben dieses Göttlichen sein.

Im Gottesdienst preisen wir die Schöpferin, nicht das von ihr Geschaffene
Die bipolare geschlechtliche Unterscheidung entfaltet erst mit dem nächsten Schritt ihre Bedeutung, wenn etwa in Biologie und Evolution diese Eigenschaft, an der göttlichen Lust und Liebe teilzuhaben, zur Konditionierung des Menschen zum Zwecke der Erhaltung der Art verwandt wird. Es war die Liebe einer Göttin, die die Natur mit dem Bestreben der Erhaltung der Art verband, es war aber nicht die Erhaltung der Art, die diese Lust und Liebe schuf. Bei der Verehrung der Göttin im Heiligtum geht es aber gerade nicht um die Erhaltung der Art, nicht um das Empfangen und Zeugen von Kindern und somit nicht um die Weitergabe des Lebens, sondern – durchaus unter gezielter Nutzung dieser genannten biologischen Konditionierung- um die Zurückführung zur reinen göttlichen Lust und Liebe und dem Licht, das den Menschen zum Glück hin leuchtet, alles jenseits der Natur. Sinn des Gottesdienstes ist es gerade, zu dem Göttlichen unmittelbar vorzustoßen, das heißt außerhalb der irdischen evolutionären Instrumentalisierung  der Lust und Liebe zur Erhaltung der Art und des allgemeinen Lebens. Denn ansonsten wäre es kaum verständlich, dass angesichts der Pflicht der Göttin gegenüber die Treue zum versprochenen Partner ihre Verbindlichkeit verliert. Die Göttin hat mit ihrer Kraft die Lust und Liebe in die Welt gebracht und damit die Welt mit dem Leben allgemein belebt. Wenn wir aber die Göttin ehren und gar preisen, dann wenden wir uns wieder unmittelbar ihr als Schöpferin zu und nicht dem, was sie schuf, ihrer eigenen Lust und Liebe und nicht nur der Art und Weise, wie diese in der Welt wirkt. Dieses Wirken nehmen wir durchaus zum Einstieg, suchen aber die Göttin in ihrer reinen Lust und Liebe.

Auch die homosexuelle Lust und Liebe kommt von der Göttin
Von diesem unmittelbaren Erlebnis der Göttlichkeit, wie in der Lust und Liebe der Göttin, die auch die Welt belebt, können daher Menschen nicht ausgeschlossen werden, die ansonsten, wie im zivilen Leben außerhalb der räumlichen Einrichtungen des Heiligtums und der Zeiten der Göttin, ihre Sexualität anders leben, als in der biologischen Determinierung zur Erhaltung der Art festgelegt ist. Die Lust und Liebe, die sie gleichgeschlechtlich erfahren, ist unbeschadet möglicher Gründe dafür keine andere als die, mit der die Göttin die Welt befruchtet und belebt hat. Im Gottesdienst des Heiligtums geht es um die Gewinnung der reinen Energie der göttlichen Lust und Liebe, ganz gleich in welchen Formen ihrer Erscheinung, soweit dabei die göttlichen Regeln nur gewahrt sind. Diese beziehen sich aber auf den Schutz der Schwachen und noch nicht Selbstständigen sowie auf die Freiheit und Würde, alles göttliche Eigenschaften eines jeden Menschen. Es dient sogar gerade das Schicksal homosexuell liebender Menschen zum Beweis der allgemeinen Gültigkeit der sich in der Lust und Liebe der Göttin zeigenden Kraft und Energie, denn allgemein bedeutet auch von der biologischen Determinierung losgelöst zu sein. Denn wäre das Erste nicht die unipolare (und nicht bipolare) göttliche Energie, sondern die bipolare (durch die Natur konditionierte) Zweigeschlechtlichkeit, dann wäre es wenig verständlich, dass sich ganz offensichtlich gleichgeschlechtliche sexuelle und partnerschaftliche Beziehungen der Intensität von Lust und Liebe nach in ihrem emotionalen Erlebnis von heterosexuellen Entsprechungen nicht unterscheiden. Alles entstammt derselben Kraft der Göttin und kann daher auch nicht anders sein. Denn die Göttin meint jede Lust und Liebe. 

Grenzen sexueller Gleichheit
Die Missachtung der göttlichen Herkunft aller Lust und Liebe hat daher bei der häufigen Verfolgung gleichgeschlechtlicher Liebe auch stets die Göttinnen beleidigt. Dies gilt aber nur, soweit es, wie bei der religiösen Verehrung im Heiligtum, um die reine Lust und Liebe der Göttin geht, kann indessen nicht darauf übertragen werden, was die göttliche Energie bei der Belebung der Welt bewirkt, nämlich das allgemeine Leben, als dessen Teil sich eine Jede und ein Jeder erweisen, wenn sie Leben auf andere übertragen, also beim Zeugen und Empfangen. Mangels Vergleichbarem kann es keine Gleichheit geben, denn, wie nach dem Willen der Göttin in der Natur festgelegt, bedarf es hierzu der unterschiedlichen Geschlechtlichkeit von Frau und Mann. Überall woran an dieser nur angeknüpft werden kann, wirkt die Lust und Liebe der Göttin unabänderlich bipolar. Hierin liegt auch keine Zurücksetzung gleichgeschlechtlich Liebender, vielmehr besteht darin gerade das Besondere ihrer Liebe. Denn auch wenn sie ebenso eine Form der Natur wäre, etwa weil diese sich der gleichgeschlechtlichen Lust und Liebe zur Steuerung des allgemeinen Lebens (im Hinblick auf die Population auf der Erde oder in Teilen von ihr) bedienen würde, soll der Ausschluss der Bipolarität und damit auch der individuellen Vermehrung gerade hierdurch bewirkt werden. Eure Kinder sind stets das Ergebnis, das die Göttin geschlechtlich unterschiedlich bewirkt. gp